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Bezug zum Thema „Maskenball“

Signs I

Mischtechnik, 100 x 100 cm, 2021

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Vom Bildrand aus lösen sich die musterhaften Elemente zur Mitte hin immer mehr auf. Durch diese Reduktion entstehen aus starren Mustern dynamische Zeichen. Diese lassen an eine unbekannte Schrift denken und suggerieren eine tiefere Bedeutung. Dieser Eindruck wird durch den allmählichen Farbverlauf von Grafit zu Gold verstärkt. Die Auflösung führt zu einer semantischen Verdichtung. Der Blick des Betrachters kommt in der „leeren“ Bildmitte zur Ruhe.

Die Krisen unserer Zeit zwingen uns gewohnte Handlungsmuster aufzubrechen. Die Herausforderungen sind vielfältig und verlangen innovative Lösungen. Es müssen neue Zeichen gesetzt werden. Sowohl von der Gesellschaft als auch von jedem Einzelnen. Wir müssen uns in vielen Bereichen einschränken. Jedoch muss eine Reduktion nicht zwangsläufig einen Verlust bedeuten. Vielmehr kann sie auch als Chance gesehen werden sich auf das Wesentliche zu beschränken. Wenn uns die „Kunst der Reduktion“ gelingt, werden wir sie als Bereicherung wahrnehmen. Unser maßloser Konsum (Energie, Wasser, Rohstoffe, Lebensmittel, Medien...) lässt uns und die Welt aus dem Gleichgewicht geraten. Ein maßvoller und wertschätzender Lebensstil wäre ein Gewinn. Er würde uns mehr Ruhe und Zufriedenheit schenken und den Krisen entgegenwirken.

Signs II

Mischtechnik, 100 x 100 cm, 2022

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Die Bildfläche ist von 81 Quadraten besetzt. Jedes davon ist aus Bruchstücken zusammengesetzt. Die Bruchstellen sind mit Gold hervorgehoben. Die Anzahl der Bruchlinien nimmt zur Bildmitte hin zu. Ebenso wie die Farbintensität und der Glanz der Oberfläche.

Die Corona-Pandemie hat uns die Brüchigkeit unserer Gesellschaft vor Augen geführt. Viel Unvollkommenes ist zutage getreten. Pflegenotstand, Lieferketten-Krise, soziale Ungerechtigkeit, unzureichende Digitalisierung - um nur einige Makel zu nennen.

Der Bildidee liegt Kintsugi, eine traditionelle japanische Methode um zerbrochene Keramik zu reparieren, zugrunde. Statt den „Makel“ der Reparatur zu verbergen, werden die Bruchstellen durch Goldstaub im Kleber hervorgehoben. Wenn die Reparatur kunstvoll und mit viel Aufmerksamkeit gelingt, kann aus Zerbrochenem und Unvollkommenheiten ein noch viel stärkeres, neues Werk erschaffen werden. In der Kintsugi Philosophie liegt Abkehr von Perfektionismus und vermeintlicher äußerer Schönheit und zugleich Annahme und Demonstration von Mut, sich dem Bruch zu stellen.

Mut braucht es auch sich der Krise zu stellen. Um die Missstände zu beheben ist ebenso wie bei der Technik des Kintsugi Geduld, tiefe Aufmerksamkeit und Sorgfalt für den Prozess nötig. Auf diese Weise können die Spalten in der Gesellschaft gekittet werden. Jedoch werden Narben zurückbleiben. Diese sollen auch zukünftig an die Krise und deren Bewältigung erinnern. Ebenso wie die Stolpersteine im Kopfsteinpflaster ein dunkles Kapitel unserer Geschichte in Erinnerung rufen.

Die glänzende Oberfläche stellt einerseits den Bezug zur Keramik her. Andererseits erinnert sie an nasses Kopfsteinpflaster und lässt, die durch goldene Bruchlinien verdichtete Bildmitte, noch wertiger erscheinen. Etwa so wie bei einem nassen Kieselstein.

Aus Zerbrochenem kann etwas Einzigartige, Neues entstehen. Eine neue Schöpfung, eine neuartige Gesellschaft, mit Narben aus Gold.

Signs III

Mischtechnik, 100 x 100 cm, 2022

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Der Bildraum ist mit unzähligen, gleichgroßen Quadraten besetzt. Das Quadrat wirkt als Form stabil, statisch, ruhig, in sich geschlossen, harmonisch und schwer. Es ist ein Symbol für den irdischen Lebensbereich, für Grenzen, aber auch für Materie, irdische Realität und menschliche Einteilung und Ordnung. Als geometrische Form kommt es in der Natur nicht vor (außer bei kristallinen Formen) und steht daher auch für den menschlichen Geist.

Die Quadrate sind so angeordnet, dass sie trotz ihrer statischen Ausrichtung imaginäre dynamische Spiralen bilden. Die Spirale ist eine Drehbewegung in der Fläche, die von einem Mittelpunkt ausgeht, ohne ihre Richtung zu ändern und sich im Unendlichen verliert. Sie stellt eine sehr dynamische Form dar, die von großer Expansionskraft geprägt ist.

Bei den im Bild entstehenden Spiralen handelt es sich um Fibonacci- Spiralen. Sie kommen häufig in der Natur vor (Anordnung von Blütenblättern, Schneckenhäuser, spiralförmige Nebel im All, Tornados, DNS...) und symbolisieren diese daher auch.

Die Corona-Pandemie hat uns schmerzlich daran erinnert, dass der Mensch ein Teil der Natur ist. Trotz allen technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften sind wir neuartigen Viren schutzlos ausgeliefert. Es kann uns nicht gelingen die Natur zu kontrollieren. Dies macht uns auch der Klimawandel mehr als deutlich. Es muss ein Umdenken stattfinden. Ein mit der Natur anstatt sie um jeden Preis auszubeuten.

Die einzelnen Quadrate stehen aber auch für die vielen Menschen die weltweit während der Pandemie in der Quarantäne isoliert, ohnmächtig, eingesperrt und entrechtet wurden. Der Einzelne hatte das Gefühl den vielen, teilweise fragwürdigen Maßnahmen ausgeliefert zu sein. Ebenso symbolisieren sie die vielen und vielfältigen Opfer der Kriege, die als Spielbälle der Mächtigen das wahre Grauen erleben. Wenn alle diese Menschen den Mut und die Entschlossenheit aufbringen und Position ergreifen, entsteht eine wirkmächtige Dynamik. Diese Energie ist vonnöten um eine Veränderung zu bewirken. Sei es um staatlicher Bevormundung, der Klimakrise oder Kriegen entgegenzutreten.

Die Quadrate sind so auf der Bildfläche angeordnet, dass sowohl rechtsdrehende als auch linksdrehende Spiralen imaginär entstehen. Die rechtsdrehende Spirale dreht sich aus der Mitte im Uhrzeigersinn hinaus und gewinnt mit jeder Drehung mehr Raum und Höhe. Daher wird sie als Entfaltung des Lebens und generell als Bild der dynamischen Evolution betrachtet. Im Gegensatz dazu dreht sich die linksdrehende Spirale gegen den Uhrzeigersinn zur Mitte hin und gewinnt mit jeder Drehung an Tiefe. Diese Spirale steht für den Weg zum Ursprung und stellt ein Todessymbol dar.

Der Verschränkung der links- und rechtsdrehenden Spiralen wohnt sowohl das Werden als auch das Vergehen inne und macht die Komplexität und Dynamik einer Krise deutlich. Dies wird beim Klimawandel besonders augenscheinlich. Wir stehen am Point of no Return. Noch können wir Einfluss nehmen, jedoch ist in der ganzen Entwicklung eine riesengroße Dynamik und es bleibt uns kaum Zeit das Ruder rumzureißen. Wird es uns gelingen den Fortbestand des Lebens auf der Erde zu sichern?

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